Liebe Mosbacher-Bergler,
ja, auch ich war einst einer von euch: Ab 1977 drückte ich (ohne Ehrenrunde) die Mosbacher Schulbank bis zum „Abi 86“. Und ihr könnt beruhigt sein. Auch ich hatte oft „keinen Bock“ auf Schule und habe damals lieber „Atari“ gespielt, als Französisch-Vokabeln zu pauken. Als Schüler glänzte ich im mittelmäßigen Mittelfeld. Kunst, Englisch und Deutsch machten mir Spaß, die Naturwissenschaften blieben mir bis zum Abitur ein großes Rätsel.
Frau Kleffmann muss jetzt ganz stark sein: Auch wenn ich immer so tat – ich konnte bis zum Schluss in Chemie keine Reaktionsgleichung aufstellen. Auch in Physik und Mathe spielte ich – zumindest im Mündlichen – Fachwissen vor. Leider funktionierte das im Schriftlichen nicht. Trotz intensiver Spickversuche hagelte es vor allem in Mathe unterirdische Noten. Das Talent, so zu tun als ob, fiel aber meiner Deutschlehrerin, Frau Haus, auf. Sie hat die Theater-AG des Mosbacher Berg vor 33 Jahren unter dem Motto: "Spielend lernen - Miteinander - Für Andere" gegründet. Eigentlich wollte ich nicht noch mehr Freizeit am Mosbacher Berg verbrin- gen, war ich doch schon in der Foto-AG bei Herrn Poessnecker. Aber irgendwann folgte ich dem Ruf von Frau Haus, überwand meine Angst und traute mich auf die Bühne. Dieser kleine Schritt hat mein ganzes Leben verändert und nachhaltig ge- prägt. Durch die wunderbare Frau Haus und eine ganz besondere Zeit jenseits der Formeln und Vokabeln in einem kreativen Freiraum habe ich meine Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckt und sie später zu meinem Beruf gemacht. Wer hätte ge- dacht, dass so etwas durch die Schule passieren kann? Ich am wenigsten. Aber es geht. Mein Tipp: Auch wenn manchmal Frust und Stress aufkommen, bleibt dennoch offen und neugierig. Sucht die Lehrer, die euch Raum zur Entfaltung bieten oder for- dert das von den Lehrern ein. Probiert euch aus! Traut euch! Es gibt viel zu entde- cken, egal ob in Bio oder auf der Bühne.
Aber das Mosbacher Berg hat noch etwas viel Wichtigeres geschafft: Es hat uns zu kritischen, bewussten und mündigen Menschen erzogen, die mit Respekt Verantwortung übernehmen und nicht nur an sich selbst denken. Das habe ich erst viel später gemerkt, aber dafür bin ich der Schule und ihren Lehrern unendlich dankbar und natürlich hoffe ich, dass das heute noch immer so ist. Ich wünsche euch genauso gute Erfahrungen! Schwimmt nicht mit dem Strom, habt Mut, Phantasie und Träume. Und wer weiß, vielleicht geht euer Traum in Erfüllung. Mir ist das passiert. Danke, Frau Haus!
Foto: © Stephan Pick, Offizielle Website Michael Kessler
- Geschrieben von:
- Julius Duddek
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- Schülerzeitung Alumni Alumni-Berichte