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Ein Plädoyer für ein fleischfreies Leben

Vegetarisch oder vegan durchs Leben

Leben und leben lassen – dieser Philosophie versucht man mit einer vegetarischen (dem Verzicht auf Fleisch) und veganen (dem Verzicht auf jegliche tierische Produkte) Ernährung zu entsprechen. Doch wer sich für diesen konsequenten Lebensstil entscheidet, um sich dem Genuss und Konsum tierische Produkte so weit wie möglich zu enthalten und in vielerlei Hinsicht für eine bessere Zukunft zu sorgen, wird oft mit fragwürdigen Blicken bedacht und unbegründeten Halbwahrheiten konfrontiert. Möglicherweise stehen wir aber nur vor einem gesellschaftlichen Kommunikationsproblem.

Zunächst einmal ist es wichtig, die offensichtlicheren Beweggründe für ein fleischfreies Leben aufzuzeigen. Es sind nicht nur gesundheitliche Gründe, sondern auch ethische Aspekte zu betrachten, in die sich aber die wenigsten Fleischkonsumenten hineinversetzen möchten; ist es doch keine allzu genussvolle Vorstellung, sich tagtäglich von totem Massentierfleisch zu ernähren, weshalb wir lieber verdrängen, statt zu handeln. Während die Tiere früher als Nutztiere gehalten wurden und als wichtiger Bestandteil der Landschaftspflege galten, findet heutzutage eine Ausbeutung unermesslichen Ausmaßes statt, motiviert durch reinen Profit. So müssen sich in vielen Anlagen bis zu 26 Hühner einen Quadratmeter Platz teilen, bis ihnen betäubungslos die Schnäbel abgetrennt werden und sie bei vollem Bewusstsein qualvoll ihren Todesprozess erleiden müssen.

Die Folgen sind immens. Die überfüllten Quartiere für die barbarische Fleischzucht stellen eine der größten Bedrohungen für die Umwelt dar. In Deutschland sind Tierställe für 70% der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, das ist doppelt so viel als der Ausstoß aller Kraftfahrzeuge zusammen. Die Hälfte unserer landwirtschaftlich genutzten Fläche wird für den Anbau von Viehfutter verbraucht, stattdessen könnte ein guter Teil der Felder für den Anbau von Nahrung für die Menschen benutzt werden. Die Rinder, Schweine und Hühner werden mit Pestiziden, Sexual-Hormonen und Antibiotika vollgepumpt. Darunter haben nicht nur die Tiere zu leiden, sondern auch der Mensch, der das vergiftete Fleisch zu sich nimmt und seinen Organismus beträchtlicher Gefährdung von Krankheiten aussetzt. Die Zunahme multiresistenter Keime ist nur eine Konsequenz dieser Fehlentwicklung.

Das ist nur eine kurze und oberflächliche Verdeutlichung der massiven Nachteile des Verzehrs von tierischen Produkten. Wichtiger wäre es festzustellen, dass man die Ernährung der anderen alleine meist nicht beeinflussen kann, ohne dabei eine neutrale Position einzunehmen. Jeder ist auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft und man fängt bereits beim Essen an, über andere zu urteilen, was in subkulturelle Formen mündet und aus natürlichem Zwang Konfliktparteien entstehen lässt, die sich auch durch intensiven Dialog nicht bereinigen lassen. Dahinter verbirgt sich mehr gesellschaftliches Rollenspiel als man meint; Fleisch steht für mannhafte Stärke, für Wildheit, ein Bild des Stärkeren, der über andere triumphiert. Auch die meisten Sportler und Vorbilder des eigenen (physischen) Ideals regen zum Fleischkonsum an, Gemüse und Obst sind als „uncool“ verrufen. Dazu trägt noch bei, dass jegliche Alternativen zur „Normalität“ der angesehenen Fleischkultur Deutschlands nicht in Betracht gezogen werden und man folglich nicht mit vielseitigem Ansehen rechnen kann, vor allem dann nicht, wenn man die Fast-Food-Ketten, die Hochburgen unserer Zivilisation, meiden muss.

Dabei fehlt es an Kompromissbereitschaft und Transparenz in der Übermittlung von Vegetarismus und Veganismus und ihrer Bedeutung für die Zukunft. Freilich muss Fleisch nicht unbedingt ungesund sein und aus der Massentierhaltung stammen; es enthält wichtige Nährstoffe, die der Organismus benötigt. Dennoch gibt es viele wachsende und vorhandene Alternativen, die die bedenklichen Defizite im Körper vorbeugen können. Durch die Vielfalt an neuen Produkten und dem Aufkeimen einer spürbareren Präsenz in diesem Bereich, steigt die Akzeptanz und die Verbreitung der fleischfreien Ernährung. Doch erst wenn die Bereitschaft selbstkritischer Auseinandersetzung entsteht und die aufklärende Botschaft den Kern unserer Gesellschaft erreicht, wird ein verantwortungsvolleres Miteinander möglich.

Nikita Bazin & Lara Jahnke


Quellen:

Geschrieben von:
Rüdiger Jarzina
Geschrieben am:
Kategorien:
Schülerzeitung