Berufspraktikum in Tunbridge Wells 2007
Am Sonntag, den 28.01.2007 machten wir 20 Schülerinnen und Schüler der Klassen 11 des Mosbacher Bergs uns auf den Weg nach Tunbridge Wells in England. Als wir am Nachmittag die Town Hall unserer Partnerstadt erreichten, wurden wir bereits von unseren Austausch- und Gastfamilien erwartet, die uns anschließend mit nach Hause nahmen.
Den Rest des ersten Tages hatten wir genügend Zeit, uns in unserem vorübergehenden Heim häuslich einzurichten, bei gemütlichem Smalltalk unsere Gastfamilien besser kennen zu lernen und unsere Hemmungen in Englisch zu überwinden. Alle von uns wurden herzlich im neuen Heim willkommen geheißen und auch mit einem vielleicht doch etwas zu üppigen Abendessen empfangen.
Unser erster Arbeitstag brach an. Außer ein paar wenigen Ausnahmen wurden wir an unseren Arbeitsplätzen aufs Freundlichste begrüßt. Zum Beispiel in meinem Betrieb, ID & C zum Beispiel kam der Chef höchstpersönlich auf mich zu, um mir mit herzlichem Handschlag zu versichern, wie willkommen ich doch sei. Die anderen Mitarbeiter begrüßten mich nicht minder herzlich. Nach einem kleinen Rundgang durch den Betrieb und ein paar Erläuterungen bekam ich auch schon meine erste Aufgabe erklärt. Ich sollte ein Anschreiben auf Deutsch entwerfen, mit dem die Firma ihre „Wristbands“ (das sind Armbänder zur Eingangskontrolle für Veranstaltungen aller Art), in Deutschland vermarkten wollte. Die folgenden 10 Arbeitstage liefen eigentlich immer nach diesem Muster ab. Nach einer allgemeinen Begrüßung erkundigte ich mich beim Chef nach meiner heutigen Aufgabe und machte mich an die Arbeit, gelegentlich unterbrochen von einem freundlichen Plausch mit den Kollegen oder besorgten Fragen, ob ich denn nicht etwas zu essen wolle oder Durst habe.
Wenn wir abends dann nach 6 bis 8 Stunden Arbeit wieder nach Hause kamen, konnten wir als Schüler doch nur allzu gut verstehen, warum abends unter der Woche mit unseren eigenen Eltern nie so recht etwas anzufangen ist. Jeden Abend wurden wir von unseren Gastfamilien mit einem großzügigen Abendessen empfangen. Etwas benommen wankte man dann noch in sein Zimmer und konnte sich dort dann auf das unglaublich bequeme Bett sinken lassen.
Am Samstag fuhren wir dann alle zusammen nach London. Dort angekommen, ließ es sich Herr Schrecker doch nicht nehmen, uns wenigstens einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Nach einem kleinen Besuch beim Buckingham Palace, beim Big Ben und beim London Eye und einer kleinen Stärkung bei McDonalds und viele Fotos später kamen wir schließlich beim Adelphi Theatre an, das zur Zeit das Musical Evita zeigt.
Wir hatten zwar alle unsere Verständnisprobleme mit dem gesungenen Englisch, doch die wirklich schönen Kostüme und das tolle Bühnenbild entschädigten uns reichlich. Nach der Vorstellung ließ uns Herr Schrecker „laufen“ und es stand uns für drei Stunden frei, das zu tun, nach dem uns war. London erwies sich dann doch wesentlich unübersichtlicher, als wir gedacht hatten, und die Menschenmassen, die sich über die Gehwege wälzten, erleichterten die Orientierung nicht gerade. Doch schließlich fanden alle den Weg zum Bahnhof Charing Cross zurück. Trotz der hohen Preise hatte so manch einer doch einen Kauf vorzuweisen, und untereinander wurde die „Beute“ auch gleich begutachtet.
Den Rest des Wochenendes verbrachten wir mit unseren Gastfamilien. Die zweite Woche startete nun „wie gewohnt“, die Arbeit war schon zum Alltag geworden, und je wieder zur Schule zu gehen erschien uns allen unvorstellbar. Mittlerweile hatten wir schon diverse Floskeln und Fachbegriffe aufgeschnappt und die Verständigung bei der Arbeit mit den Kollegen und auch zu Hause mit den Gastfamilien funktionierte wirklich gut. Alle Kollegen waren immer zu einem netten Gespräch bereit und die Arbeit fing an richtig Spaß zu machen, da man in die Gemeinschaft der Kollegen nun richtig aufgenommen worden war.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie in der ersten Woche. Am Mittwoch aber trafen wir uns dann alle zu einem gemeinsamen Sportabend. Wir gingen zu einem Sportcenter und konnten uns beim Badminton, Tennis oder Fußball nach Herzenslust austoben. Nach eineinhalb Wochen Verköstigung mit üppiger, englischer Küche tat es gut, sich mal wieder richtig bewegen zu können. Zum krönenden Abschluss des Abends gewann unsere Fußballmannschaft zum ersten Mal seit sechs Jahren gegen die englische Mannschaft im traditionellen Fußballmatch.
Am nächsten Tag, es war schon Donnerstag, fand das Treffen mit dem Bürgermeister von Tunbridge Wells, unseren Arbeitgebern, unseren Gastfamilien und allen deutschen Praktikanten im Rathaus statt. Wir wurden mit einem kleinen Büffet empfangen und der Bürgermeister bemühte zur Feier des Tages sogar seine „Kronjuwelen“ aus der Vitrine. Nach einer kleinen Willkommensrede hatte Herr Schrecker auch noch Gelegenheit, sich bei den Arbeitgebern seiner Schützlinge und für den netten Empfang beim Bürgermeister zu bedanken. Nun durfte man sich über das köstliche Büffet hermachen. Es wurden dann noch jede Menge Fotos gemacht, mit dem Bürgermeister, auf dem Bürgermeisterstuhl, am Rednerpult oder mit dem Gemälde der Queen im Rücken.
Bevor wir uns dann am Freitag endgültig von unseren Kollegen verabschiedeten, tauschten wir noch E-Mail-Adressen aus und versicherten uns gegenseitig, dass wir wieder melden würden. Manchen von uns wurde sogar angeboten, in den Ferien mal für zwei Wochen zum Arbeiten zu kommen. Als wir diesen Abend schon gerührt nach Hause kamen, fanden wir da ein richtiges kleines Festessen und eine gutgelaunte Gesellschaft vor. Auch in der Gastfamilie wurde nun Abschied gefeiert und auch hier wurde uns der Abschied mit Geschenken und Karten ganz schön schwer gemacht.
Am nächsten Morgen packten wir dann recht wehmütig unsere Koffer und setzen uns schließlich doch noch mit Vorfreude in den Bus, der uns zum Flughafen bringen würde.
- Geschrieben von:
- Evangelia Karakoliou
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