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Zeitgeschichte aus erster Hand

Die Mädchen von Zimmer 28

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Zeitgeschichte aus erster Hand
Gebannt und hochkonzentriert lauschten die Schülerinnen und Schüler dreier 9. Klassen und des Leistungskurses Geschichte dem Bericht von Eva Merová. Die 83-Jährige schilderte ihren Leidensweg von der behüteten Kindheit in Prag über die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz bis zur Befreiung durch die Rote Armee. 

Merová wurde im Sommer 1942 in das Mädchenheim in Theresienstadt deportiert und lebte dort zusammen mit anderen Mädchen im Zimmer 28. Dies ist auch der Titel einer Ausstellung im Aktiven Museum Spiegelgasse, die Einblick gibt in die Lebensumstände einer Gruppe von 60 zwölf- bis vierzehnjährigen jüdischen Mädchen aus dem damaligen Protektorat Böhmen und Mähren, die von 1942 bis 44 im Lager Theresienstadt in diesem Zimmer lebten. Die Zeitzeugin erinnerte auch an die Betreuerinnen und Betreuer, Häftlinge wie sie, die versuchten, den Kindern inmitten des Schreckens einen Halt zu geben und sie jene menschlichen Werte zu lehren, die bis heute wichtig sind: Bildung, Kultur, Mitgefühl und Toleranz.

Immer wieder wurden jedoch Mädchen aus der Zimmergemeinschaft gerissen und mit den gefürchteten Transporten Richtung Osten gebracht. Von den 60 Mädchen aus Zimmer 28 überlebten lediglich 15, die anderen wurden in Auschwitz ermordet. Auch Eva Merová wurde nach Auschwitz deportiert, jedoch als arbeitsfähig eingestuft und als Zwangsarbeiterin eingesetzt. Mit viel Glück überlebte sie bis zur Befreiung durch die Soldaten der Roten Armee. Sie wurde von einer russischen Familie aus Leningrad adoptiert, studierte und unterrichtete Germanistik.

Die anwesenden Schüler zeigten sich von Frau Merová tief beeindruckt und nutzten die einmalige Gelegenheit, nach deren Vortrag in einem von Frau Schroer-Petry vom Aktiven Museum Spiegelgasse moderierten Gespräch noch weitergehende Fragen beantwortet zu bekommen. Herzlichen Dank an Frau Manig, die den Kontakt hergestellt und den Schülern somit ermöglicht hat, aus erster Hand von Vertreibung und Vernichtung zu erfahren.

Geschrieben von:
Julius Duddek
Geschrieben am:
Kategorien:
Geschichte Oberstufe
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