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„Dharavi, Slum for Sale“

Perspektiven wechseln

26 Schülerinnen und Schüler des Bili Kurses „Geography“ der 8. Jahrgangsstufe des Gymnasiums am Mosbacher Bergs haben für ihren ausgezeichneten Wettbewerbsbeitrag in englischer Sprache einen vierten Platz im bundesweiten Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik belegt. Angeregt durch den Film von Dany Boyle „Slumdog Millionär“ haben die Schülerinnen und Schüler des Kurses von Frau Schreier im Rahmen der Projektwoche 2012 am Beispiel des Schicksals der Kinderschauspieler aus Dharavi, die in dem Film „Slumdog Millionaire“ mitgespielt haben, Dharavi, einen riesigen Slum mitten in der Großstadt Mumbai, kennengelernt.

Die Schülerinnen und Schüler sind sich ihrer eigenen Voreinstellungen bzw. Vorurteilen in Bezug auf Slums, die sich zwischen Mitleid und Ekel sowie Verachtung bewegten, bewusst geworden. Durch ihre genauere Untersuchung der Verhältnisse und Strukturen in Dharavi haben die Schülerinnen und Schüler genauere Kenntnisse erworben und z.B. erfahren, dass die Mehrheit der Bewohner fleißig sind und einen bewundernswerten  Überlebens- und Gestaltungswillen, selbst unter diesen ärmlichen Bedingungen, besitzen.


Dharavi ist eine Marginalsiedlung in der fleißig gearbeitet und für den Markt produziert wird. Mumbai Filmindustrie „Bollywood“ lässt hier ihre Requisiten und Kostüme herstellen, fünf Sterne Hotels lassen ihre Wäsche hier waschen, Boutiquen weltweit kaufen Kleidung, die in Dharavi hergestellt wird. Dharavi ist der Wohnort vieler Arbeitnehmer, die das Bruttosozialprodukt von Mumbai mit erhöhen.  Auf der anderen Seite ist Dharavi für den aufstrebenden, reichen Finanzstandort Mumbai ein Schandfleck, indem Menschen leben, die am Wohlstand keinen Anteil haben und auf dem legalen Arbeitsmarkt keine Arbeit finden. Ein Schandfleck, indem es außerdem übel riecht und der beseitigt werden muss. Das haben die Stadtväter auch so gesehen und sie erhofften sich einen enormen Gewinn. Denn Mumbai ist das Filetstück von Mumbai! Es liegt genau dort, wo die Grundstücke am teuersten sind. Und Mumbai ist einer der teuersten Standorte weltweit. Ihre Meinung wurde von Bankern, Geschäftsleuten, aber zum großen Teil auch von den Touristen, die die Stadt besuchen und die vom Geruch und Lärm eines Slums leicht überfordert sind,  gestützt. Auf der anderen Seite, welche positiven und negativen Konsequenzen hätte die Umsetzung dieses Projekts- das Gebiet dem Erdboden gleichzumachen und stattdessen teure Wohn- und Geschäftshochhäuser zu errichten- für die Bevölkerung von Dharavi gehabt, die zum Teil schon seit 30 Jahren in dieser Siedlung wohnten und sich dort ihre Lebens- und Arbeitswelt aufgebaut haben? Wohin sollten sie umgesiedelt werden? Welche Auswirkungen hätte dies auf ihre Lebens- und Arbeitsbereiche und ihr Auskommen?


Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten sich die unterschiedlichen Informationen und Hintergründe und stellten den Raumnutzungskonflikt sowohl sachlich, als auch emphatisch in einem 35- minütigen Rollenspiel auf Englisch dar. Sie diskutierten Lösungsansätze und das Team der Architekten präsentierte eine neue Sanierungsvariante am Modell. Damit wurde eine Mediationsaufgabe gelöst. Alle Konfliktparteien kommen wieder miteinander ins Gespräch und keine Seite verliert das Gesicht. Gemeinsam wird um beste Lösungen gerungen. Darüber hinaus sollten die Bewohner von Dharavi spüren und erkennen, dass ihre Teilhabe an den Prozessen erwünscht ist, sie frühzeitig einbezogen werden und weder autoritäre Anweisungen noch militante Auseinandersetzungen wirkliche Lösungen für Probleme sind. Dieser Beitrag überzeugte die hochrangige Jury des Bundespräsidenten, sodass er aus über 500 bundesweit eingegangenen Beiträgen aller Altersstufen mit dem vierten Platz bedacht wurde. Die Verleihung der Urkunden und des Preisgelds stehen noch aus.

Geschrieben von:
Rüdiger Jarzina
Geschrieben am:
Kategorien:
Englisch Bilingualer Fachunterricht Geographie Preise & Wettbewerbe