„Wir haben gewonnen“, jubelten Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a Anfang Mai 2009 nach langen Wochen des Wartens. Ein 1.Preis im deutschlandweiten Geschichtswettbewerb der GIRO (Gewerkschaftliche Immobiliengesellschaft) zur Zerschlagung der Gewerkschaften am 2.Mai 1933 war ihnen sicher.
Angefangen hatte alles fast ein Jahr zuvor. Die Initiative ging von den SchülerInnen aus, die auf ihre Geschichtslehrerin zugingen und fragten, ob sich eine Wettbewerbsteilnahme nicht in den Schulalltag einbauen ließe. Die Projektwoche im September 2008 bot schließlich den passenden organisatorischen Rahmen. Es fand sich eine Gruppe von zunächst zehn engagierten und geschichtsinteressierten Schülerinnen und Schülern, die bereit waren aus der Projektwoche etwas Außergewöhnliches zu machen und Arbeit zu investieren. Nach ersten Überlegungen zur Aufgabenstellung war ein Programm schnell erstellt: Am ersten Tag suchte die Gruppe den historischen Ort des Wiesbadener Gewerkschaftshauses in der Wellritzstraße 49 auf. Eine kleine Ausstellung in dem Haus, das heute verschiedene Beratungsstellen beherbergt, erinnert an den 2.Mai 1933, als die SA die Räume besetzte, Bücher auf die Straße warf und verbrannte, das gesamte gewerkschaftliche Vermögen beschlagnahmte und vier Gewerkschaftssekretäre vorübergehend gefangen nahm. Um Genaueres über die Hintergründe dieser von langer Hand geplanten Aktion zur Gleichschaltung der Gewerkschaften zu erfahren, forschten die Schülerinnen und Schüler in den folgenden Tagen in Kleingruppen an verschiedenen Orten: im Wiesbadener Stadtarchiv, im Hauptstaatsarchiv und in der Landesbibliothek. Dabei machten sie so manchen interessanten Fund sowohl zum Gewerkschaftshaus als auch zum Leben des Gewerkschaftssekretärs Konrad Arndt. Eine Schülerin konnte sogar feststellen, dass ihre Vorfahren ganz direkt in die Ereignisse involviert waren. In einem Zeitzeugengespräch mit Günter Arndt, dem Sohn des früheren Gewerkschaftssekretärs, wurde den SchülerInnen außerdem bewusst, wie systematisch Gewerkschafter drangsaliert und verfolgt wurden. Auf Konrad Arndt wurde eines Abends sogar ein Mordanschlag durch SA-Männer verübt. Er fand keine weitere Beschäftigung und starb nach mehrjährigen KZ-Aufenthalten schließlich zu Beginn des Krieges. Nach fünf Tagen intensiver Arbeit gelang es den SchülerInnen eine vielseitige Ausstellung für das Schulfest zu erarbeiten. Die eigentliche Schreibarbeit für den Wettbewerb musste jedoch anschließend geleistet werden. Sieben SchülerInnen verfassten in der Zeit bis Weihnachten einzelne Beiträge und trafen sich schließlich am letzten Schultag, um alles zusammenzustellen, mit Bildern zu versehen und abzuschicken.
Am 9.Juni 2009 war es dann soweit. In einer kleinen Feier ehrte der Schulleiter Hans Jung die sieben Mädchen und Jungen der 10a (Hanna Lange, Lea Detambel, Jenny Roos, Sören Frost, Chris Mank, Jana Fischer und Till Mülln) und überreichte ihnen den Gewinn von stattlichen 500 Euro. Die SchülerInnen haben beschlossen einen Teil ihres Gewinnes an hilfsbedürftige Kinder weiterzugeben. Sie spenden 100 Euro an die Stiftung Bärenherz in Wiesbaden. Frau Manig – 9. Juni 2009
- Geschrieben von:
- Robin Barth
- Geschrieben am:
- Kategorien:
- Geschichte Preise & Wettbewerbe