Wiesbaden - im Krieg? Deutschland und die Welt - im Krieg!
Wie erlebten Wiesbadener Schüler den Ausbruch des Ersten Weltkriegs? Wo findet man heute noch Spuren des Weltkriegs und was können wir aus diesen lernen? Wie wird in Wiesbaden an die Opfer von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Zweiten Weltkrieg erinnert?
Drei verschiedene Schülergruppen haben sich während der Projektwoche vom 6. bis zum 10.Februar intensiv mit Fragen von Krieg und Frieden beschäftigt. Dabei ist eine Ausstellung entstanden, die im Eingangsbereich der Aula von einzelnen Klassen und Kursen besichtigt werden kann.
15 SchülerInnen der Jahrgangsstufen 9 und 12 nahmen an dem Projekt „Der Erste Weltkrieg aus der Sicht Wiesbadener Schüler“ von Frau Manig teil. Sie suchten im Hessischen Hauptstaatsarchiv und im Wiesbadener Stadtarchiv nach Zeugnissen, die Auskunft über Gefühle und Empfindungen von Jugendlichen im Jahr 1914 geben. Dabei stießen sie auf sehr vielfältiges Material: Abituraufsätze vom Notabitur im August 1914 zum Thema: “Deutschlands politische Lage“; Fotos, die den schwierigen Lebensalltag und die Nutzung von Schulen als Lazaretten dokumentieren; Zeitungen, die von Hamsterkäufen berichten und die Kriegsereignisse nur in zensierter Form wiedergeben sowie das Tagebuch einer Obersekunda aus dem ersten Kriegsjahr. Mit großer Sorgfalt haben die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Dokumente gesichtet, entziffert und ausgewertet.
23 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b waren mit Herrn Habl und Frau Gazea auf Spurensuche im Elsass. Der Arbeitstitel des Projekts lautete
„Frieden ist – leider – nie selbstverständlich“. Wir erarbeiteten mit finanzieller Unterstützung der
Stiftung Gedenken und Frieden die Hintergründe der Weltkriege und fuhren bei frostigen Temperaturen an die ehemalige Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Dort besuchten wir zunächst die Festung „Four à Chaux“ (Kalkofen), ein Artilleriewerk der Maginot Linie, die ab 1930 errichtet wurde, um sich gegen einen deutschen Angriff zu wehren. In Wörth an der Sauer besichtigten wir ein „Disneyland der damaligen Zeit“, so unser Führer Bernard Klein. Träume vom deutschen Reich und seinen Helden wurden dort in Stein und Eisen den neugierigen Touristen gezeigt, eine eigene Eisenbahnlinie wurde dorthin gebaut. 1870 hatte in Wörth die erste Schlacht des deutsch-französischen Kriegs stattgefunden. Abends besuchten wir bei eisiger Kälte die Kriegsgräberstätte Niederbronn auf der über 15.000 Gefallene des Zweiten Weltkrieges beigesetzt sind. Später hörten und lasen wir ihre Biographien, machten uns ein Bild und versuchten ihre Schicksale in einer Erzählung nachzuvollziehen. Am nächsten Tag besuchten wir die größte unterirdische Festung Europas, die Festung Kaiser Wilhelm II. bei Mutzig. Sie wurde vor dem Ersten Weltkrieg errichtet, feuerte aber im Krieg kaum einen Schuss ab, weil der Krieg ganz anders verlief als die Planungen der Militärs. Friedvoller Abschluss war ein Besuch des Europäischen Parlaments, wo wir eine Petition abgaben.
Das Projekt „Die Anderen sind wir – Rassismus in Wiesbaden im Dritten Reich und heute“ von Frau Heineke und Frau Raedsch fand in Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte e.V. statt und wurde im Rahmen des Bundesprogrammes „TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN“ finanziell ermöglicht.
Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 begaben sich auf eine Spurensuche an Erinnerungsorte des Zweiten Weltkrieges in Wiesbaden, die sich insbesondere mit jüdischen Opfern des Nationalsozialismus auseinandersetzen (z.B. ehemalige Synagoge auf dem Michelsberg, Gedenkraum im Rathaus, Stolpersteine). Durch einen ausführlichen Besuch in der Wiesbadener Synagoge erhielten sie einen Einblick in das Wirken der heutigen jüdischen Gemeinde, die etwa 800 Mitglieder umfasst. Den Abschluss der Woche stellte eine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus und Neonazis in Wiesbaden und dem Rhein-Main-Gebiet in heutiger Zeit dar und verdeutlichte die Aktualität des Themas.
Wer sich selbst ein Bild von den Rechercheergebnissen machen möchte und an einer Führung durch die Ausstellung interessiert ist, kann sich an Frau Manig, Herrn Habl oder Frau Heineke wenden.